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Aus dem Usinger Anzeiger vom 20.11.2009

"Ich bin nicht wild, sollst sanft in meinen Armen schlafen!"

"Alice-Quartett" spielte Konzert "Der Tod und das Mädchen" zum Volkstrauertag

(isa). Sichtlich beeindruckt verließen am Sonntag nach minutenlangem Applaus die Besucher des Kirchenkonzerts "Der Tod und das Mädchen" die evangelische Kirche. Bilden sich sonst nach Konzerten gerne noch kleine Grüppchen, um munter zu plaudern, waren diesmal die Zuhörer noch so ergriffen von der Darbietung des Streichquartetts, dass sie relativ still blieben, als wollten sie den Zauber des zuvor Gehörten nicht gleich durch Gespräche unterbrechen.

Anerkennende Worte wurden dennoch gewechselt, aber hier schien sich das Publikum absolut einig zu sein: Dies war ein grandioses Konzert. Die evangelische Kirchengemeinde und hier vor allem Regine Strasburger hatte das "Alice-Quartett" aus Darmstadt mit drei Kompositionen für Streichquartette verpflichtet, was sich als äußerst gelungene Wahl für das Konzert zum Volkstrauertag herausstellte. Beginnend mit dem "Lerchenquartett" von Joseph Haydn wagte sich das Ensemble an das "Dissonanzquartett" von Wolfgang Amadeus Mozart, von dem Mozarts Witwe Ende des 18. Jahrhunderts erzählte, die Noten für diese Quartette seien aufgrund der vielen "fremden Akkorde und Dissonanzen" mitunter für fehlerhaft gehalten worden und beispielsweise Fürst Grassalkowich habe bei einer Aufführung ein ums andere Mal ausgerufen, die Stücke würden "nicht recht" gespielt. Dies konnten die Wehrheimer Zuhörer absolut nicht nachvollziehen, denn das Zusammenspiel wirkte trotz der von Mozart so gewollten dunklen "Störakzente" überaus harmonisch. Alle vier Musiker bildeten während des gesamten Konzerts eine Einheit, bei der die Instrumente wie untrennbar miteinander verbunden schienen. Nicht nur Andrea Kim (erste Geige) und Albrecht Fiedler (Violoncello) überzeugten mit den akustisch eher dominanteren Parts, erst durch die Begleitung von Almuth Luick (zweite Geige) und Vaida Rozinskaite (Bratsche) wurde es ein harmonisches Ganzes.

Dies galt auch für das namengebende Quartett "Das Mädchen und der Tod" von Franz Schubert. Er hatte sich von dem gleichnamigen Gedicht von Matthias Claudius inspirieren lassen. "Gib deine Hand, du schön und zart` Gebild! Bin Freund und komme nicht, zu strafen. Sei guten Muts! Ich bin nicht wild, sollst sanft in meinen Armen schlafen!", spricht in dem Gedicht der Tod zu dem jungen Mädchen. Und so konnten die Zuhörer die Interpretation fast spürbar nachvollziehen, als die Melodien erst einschmeichelnd, dann mit dunklen, starken Akzenten versehen kraftvoller wurden, um wieder ganz zart zu klingen. Die getragenen Abschnitte, bei denen Andrea Kim das Leiden mit ihrer Körpersprache während des virtuosen Geigenspiels und auch Vaida Rozinskaite mit ihrer Mimik das Thema ausdrückten, erhielten durch die gezupften Einsätze des Violoncellos eine besondere Note. Immer wieder schwoll die Musik zu dramatischer Dynamik an, um dann wieder scheinbare Ruhe einkehren zu lassen. Mit kontrastreichen Absätzen, als ob ein Triumphieren mitschwänge, steigerte sich das Quartett zum temporeichen Finale. Nach knapp zwei Stunden ließ sich das noch junge Alice-Quartett, das aus Mitgliedern des Darmstädter Staatstheaters stammt, zu Recht feiern. Mehrere Male mussten die Musiker wieder auf die "Bühne" vor dem Altar, denn das Publikum zeigte seine Begeisterung mit nicht enden wollendem Applaus.

 

 

 

Aus der Taunus-Zeitung vom 18.11.2009

Eine bemerkenswerte Leistung

Am Sonntag trat in der evangelischen Kirche das Alice-Quartett aus Darmstadt auf. Die Musiker überzeugten mit einem fast frühlingshaft-leichten Lerchenquartett, widmeten sich aber auch der Schwere des tristen Novembermonats in der von Franz Schubert komponierten musikalischen Fassung des Gedichts von Matthias Claudius, «Der Tod und das Mädchen».

Wehrheim. «Was wäre die Musik ohne Dissonanzen, nur mit Konsonanzen?» Kirchenmusikerin Regine Strasburger bereitete die Zuhörer in der evangelischen Kirche am Sonntagnachmittag auf zwei Stunden Streichmusik in erstklassiger Besetzung vor.

Auf dem Programm stand auch ein Dissonanzenquartett von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 17819). In seiner Zeit hielt man die fremden Akkorde teilweise noch für «Stichfehler» in den Noten. Im 19. Jahrhundert kamen Dissonanzen dann in Mode, und die Spannung erzeugenden Klänge wurden von Komponisten häufiger verwendet.

Das Alice-Quartett aus Darmstadt – Andrea Kim (Erste Violine), Almuth Luick (zweite Violine), Vaida Rozinskaite (Viola) und Albrecht Fiedler (Violoncello) – machte die Dissonanzen von Mozart zu einem Hörgenuss für das Publikum. Also doch fast gefühlte Konsonanz, eben nicht ganz die für Mozart typische Harmonie.

Außer Mozart kam beim Kirchenkonzert auch ein Jubilar des Jahres, Joseph Haydn (1732 bis 1809) zu Gehör. Sein Lerchenquartett brachte gleich zu Beginn leichte Fröhlichkeit ins Gotteshaus. Die Musik schien den einbrechenden tristen Novemberabend für kurze Zeit davonfliegen zu lassen wie die Feldvögel. Erstklassig die Leistung des Streichquartetts, das erst seit kurzem miteinander musiziert. Beim Lerchenquartett konnte man dem schnellen Flügelschlag gut nachspüren, mit dem Andrea Kim an der ersten Violine die Vögel in die Lüfte steigen ließ. Immer wieder zurückgeholt vom bodenständigen Violoncello und seinem Musiker Albrecht Fiedler. Um wieder gemeinsam mit zweiter Violine und Viola sich gegenseitig wie in die Lüfte zu peitschen – eine bemerkenswerte Leistung.

Im Mittelpunkt des zweiten Teils des Konzerts stand das vertonte Gedicht von Matthias Claudius, «Der Tod und das Mädchen». Das leise Bitten des Mädchens, das in einem lauten Flehen «Geh, wilder Knochenmann» mündete, die lockende Antwort: «Gib deine Hand, du schön und zwar Gebild‘», übersetzten die Musiker in brillant-virtuoser Weise in Töne. Lockend und scheinbar zart wieder der Tod: «Bin Freund und komme nicht zu strafen».

Angst wurde fast körperlich spürbar

Die Angst des Mädchens wurde in der Musik fast körperlich spürbar, gleiches gilt für den Versuch, ihn abzuwehren: «Ich bin doch jung, geh’ lieber!» Die Musiker setzen einfühlsam die ganze Spannung dieses emotionalen Gedichts in Töne um, vom leise fordernden Werben des «Knochenmanns» über das Flehen, die Hoffnung und dann die zum Schrei werdende Angst des Mädchens bis hin zum leisen Sieg des Todes.

Am Samstag, 12. Dezember gibt es in der evangelischen Kirche ein festliches Adventskonzert zu hören. Die Oberurseler Kantorei, Gesangssolisten und die Kammerphilharmonie Rhein-Main musizieren unter Leitung von Gunilla Pfeiffer. Beginn ist um 19 Uhr. mai